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Waldorfpädagogik

Waldorfschule – Überblick

Nach Gründung der ersten Waldorfschule 1919 weist die Waldorfpädagogik heute eine hundertjährige Tradition auf. Weltweit existieren über 1.100 Waldorfschulen. In Deutschland gibt es aktuell mehr als 252 Waldorfschulen, 18 davon in der Region Berlin-Brandenburg.

Waldorfschulen sind Schulen für alle Begabungsrichtungen. Ihr Ziel ist eine ganzheitliche Förderung der kindlichen Entwicklung – also von Körper, Geist und Seele. Die kognitiven, künstlerischen, praktischen und sozialen Fähigkeiten der Kinder werden dabei altersgemäß und in ausgewogenem Verhältnis angesprochen. Dazu bieten Waldorfschulen einige Besonderheiten:

  • Die Schule als Gesamtschule von der Einschulung bis zum Erwachsenenalter.
  • Stabiler, leistungsheterogener Klassenverband bis zur 12. Klasse.
  • Der/die Klassenlehrer*in begleitet möglichst über die ersten acht Jahre hinweg.
  • Epochenunterricht am Morgen. Danach Fachunterricht.
  • Die individuelle Begleitung der Schüler*innen innerhalb der Klassengemeinschaft.
  • Keine Auslese und kein Sitzenbleiben.
  • Verzicht auf Noten.
  • Zwei Fremdsprachen von der ersten Klasse an (bei uns Englisch und Spanisch).
  • Waldorfspezifische Fächer wie Formenzeichnen und die Bewegungskunst Eurythmie.

Waldorf-Schulen sind staatlich anerkannte Ersatzschulen unter freier Trägerschaft. Die deutschen Waldorf-Schulen haben sich als Bund der freien Waldorf Schulen e.V zusammengeschlossen. Die Autonomie der einzelnen Schulen bleibt jedoch unangetastet, wodurch verschiedene Ausrichtungen und Umsetzungen der Waldorf-Pädagogik an unterschiedlichen Schulen entstehen. Die Schulen sind selbstverwaltend. Bei einer wöchentlichen Lehrkräfteversammlung werden organisatorische Aspekte und pädagogische Ausrichtungen besprochen und gleichberechtigt beschlossen. Eine Führung durch eine Direktion, wie es aus staatlichen Schulformen bekannt ist, gibt es nicht.

Unterricht an der Waldorfschule

Der Unterricht findet meist fächerübergreifend statt und ist in Schwerpunktthemen, sogenannte „Epochen“, gegliedert. Die Schüler*innen beschäftigen sich über mehrere Wochen mit einer Epoche – in der Grundschule bspw. Rechnen, Lesen/Schreiben, Formenzeichnen. Dabei führen sie ein Epochenheft, worin sie ihren individuellen Lernfortschritt dokumentieren und reflektieren. Die Epochen werden immer in den ersten beiden Stunden am Morgen unterrichtet, danach folgt der Fachunterricht wie Musik, Handarbeit, Eurythmie oder Fremdsprachen.

Während ihrer Schullaufbahn werden die Schüler*innen in den meisten Fächern durchgängig vom Klassenlehrer bzw. der Klassenlehrerin unterrichtet. Ab der ersten Klasse lernen Waldorfschüler*innen zudem zwei Fremdsprachen.

Kindgerecht und ganzheitlich

Die Waldorf-Pädagogik möchte ganzheitliches und kindgerechtes Lernen ermöglichen. Ausgerichtet an der kindlichen Entwicklung und kindlichem Lernvermögen werden Inhalte sehr bildlich und kreativ umgesetzt und so erlernt. Rhythmisch gestaltete Lehrtätigkeiten begleiten alle Fächer und Altersklassen. Kognitives Lernen bildet mit aktiven Wahrnehmen und Empfinden eine Einheit und befähigt die Schüler zum nachhaltigen Verstehen des Lernstoffes.

Außerdem üben sich die Waldorf-Schüler*innen in darüber hinausgehenden Fähigkeiten. Kreatives Musizieren soll nach einer Untersuchung des Musikpädagogen Prof. Dr. Hans Günther Bastian nicht nur die musikalischen Fähigkeiten schulen, sondern außerdem die seelische Ausgeglichenheit und Problemlösungskompetenzen fördern. Eine wichtige Säule in der Waldorf-Pädagogik stellt die Eurythmie dar, einem sichtbaren Ausdruck von Musik und Sprache durch tänzerische Bewegungen. Die kreativen Schulinhalte dienen der Entfaltung differenzierter Wahrnehmungsfähigkeiten und der Erschließung schöpferischen Potentials.

Soziale Fähigkeiten fördern

Der Gemeinschaftssinn und die sozialen Fähigkeiten werden durch den immer gleich bleibenden Klassenverband, der von der ersten bis zur zwölften Klasse unverändert bleibt, gestärkt. Ein Sitzenbleiben lernschwacher Schüler gibt es im Waldorf-Schulsystem nicht. Vielmehr werden sehr begabte Schüler wie auch lernschwache Schüler innerhalb des Klassenverbandes gezielt einbezogen und gefördert.

Die zentrale Ansprech- und Vertrauensperson stellt der/die Klassenlehrer*in da, er/sie begleitet den Klassenverband von der ersten bis zur achten Klasse und unterrichtet in dieser Zeit einen Großteil der Fächer. Da in der Waldorf-Pädagogik keine Lehrbücher zum Einsatz kommen, sondern der/die Klassenlehrer*in den Inhalt und die Vermittlung des Lehrstoffes maßgebend bestimmt, gehen seine/ihre Aufgaben weit über die eines/einer Klassenlehrer*in an anderen Schulformen hinaus.

Lernen ohne Noten

Im Gegensatz zu Regelschulen geht es in der Waldorfpädagogik weniger um vergleichbare Schulabschlüsse als um individuelle Lernfortschritte. Einen Leistungsanspruch gibt es trotzdem. Allerdings vereinbaren die Schülerinnen und Schüler an Waldorfschulen gemeinsam mit ihren Lehrkräften eigene Lernziele und dokumentieren bzw. reflektieren ihren Lernfortschritt selbständig. Am Jahresende erhalten alle Schüler*innen ein detailliertes Berichtszeugnis ohne Schulnoten. Ab der neunten Klasse können daneben auch Noten verteilt werden. So werden die Jugendlichen gezielt auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet.

Schulabschlüsse

An Waldorfschulen werden alle Prüfungen für die in dem jeweiligen Bundesland möglichen staatlichen Schulabschlüsse angeboten. Ihre Bezeichnungen variieren von Bundesland zu Bundesland, die Waldorfschulen bieten aber in der Regel die Prüfungen für die Abschlüsse der Sekundarstufe I (Haupt- und Realschulabschluss) und der Sekundarstufe II (Abitur) an. Auch der schulische Teil der Fachhochschulreife kann unter bestimmten Bedingungen erworben werden. Fast alle Schüler*innen an Waldorfschulen erlangen den mittleren Schulabschluss und über die Hälfte gehen mit Erfolg weiter zum Abitur. Mehr lesen Sie hier.

Das Abitur an der Waldorfschule

Es gibt freie Waldorfschulen, die eine „staatlich anerkannte Oberstufe“ besitzen. Dort können die Lehrkräfte selbstständig das Abitur abnehmen. Das ist in Hessen und Hamburg an vielen Schulen der Fall.

An Waldorfschulen ohne diese staatlich anerkannte Oberstufe werden die Abiturientinnen und Abiturienten extern geprüft. Das bedeutet, dass zusätzlich zur Fachlehrkraft Lehrkräfte von staatlichen Schulen sowie Vertreterinnen und Vertreter der Schulverwaltung bei den mündlichen Prüfungen hinzukommen. Die schriftlichen Prüfungen werden neben den Fachlehrern bzw. den Fachlehrerinnen zusätzlich von Lehrkräften der Regelschulen korrigiert. An Waldorfschulen werden für das Abitur vier schriftliche und vier mündliche Prüfungen abgelegt. Das sind mehr Prüfungen als an staatlichen Schulen.

Der Waldorfabschluss

Die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II legen zusätzlichem zum Abitur den Waldorfabschluss ab. Das geschieht in der zwölften Klasse. Der Waldorfabschluss ist nicht bundesweit einheitlich vorgegeben. Im Wesentlichen umfasst er eine Jahresarbeit, eine abschließende Leistung in Eurythmie, Musik und bildender Kunst sowie ein Klassenspiel, das die Jugendlichen selbst inszenieren und umsetzen. Danach erfolgt noch eine Kunstreise.

Weltoffene Waldorfbewegung

Die Anthroposophie, die dem Waldorf-Konzept zugrunde liegt, ist eine dem Menschen zugewandte, die Individualität unabhängig von Religion und Herkunft fördernde, wertschätzende spirituelle Weltanschauung, der wir uns als Waldorfschule verbunden fühlen.
Alle Waldorfschulen sind auf der ganzen Welt offen für Menschen jeder Religion und Hautfarbe (weltweit z.Z. ca. 1.200 Schulen). Neben den Standorten Europa und Nordamerika gibt es Waldorfschulen z.B. in Island, Südamerika, Afrika, Asien und Australien. Je nach Region haben Waldorfschulen eine lokale Prägung, in der sich die jeweilige Tradition bzw. Religion wiederspiegelt.

In vielen Krisengebieten leisten die Waldorfschulen konkrete Friedensarbeit und fördern das Verständnis zwischen den Kulturen. Die „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ (www.freunde-waldorf.de) fördern weltweit Kinderpatenschaften, um den Schulbesuch für Familien zu ermöglichen, die sich diesen sonst nicht leisten könnten. Oft unterstützen ehemalige Schüler*innen einer Waldorfschule diese Arbeit im Rahmen eines „Freiwilligen Sozialen Jahres“ (FSJ). Mit großem Einsatz werden weltweit auch Kinder und Jugendliche mit heilpädagogischem Bedarf mit Hilfe der Waldorfpädagogik gefördert.

Schule ohne Rassismus

Im Oktober 2007 verabschiedeten die deutschen Waldorfschulen die „Stuttgarter Erklärung“. Im November 2020 wurde die Erklärung in einer überarbeiteten Fassung neu verabschiedet. Sie stellt klar, dass die Waldorfschulen sich von jeder Form der Diskriminierung, also auch von jedweder ethnisch begründeten Form der Diskriminierung, distanzieren. Sie arbeiten auf der Grundlage der anthroposophisch erweiterten Menschenerkenntnis und beziehen aus ihr eine Fülle von Gesichtspunkten, die den Respekt vor der einzigartigen Individualität eines jeden Menschen in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen stellen.

Der Bund der Freien Waldorfschulen ist Mitunterzeichner der Aktion „WIR für Menschlichkeit und Vielfalt“ (www.wir-fmv.org). Waldorfschulen sind heute ein Beispiel gelebter Weltoffenheit. Rassistisches, diskriminierendes oder extremistisches Gedankengut hat in der Waldorfschule keinen Platz. Hier können Sie die „Stuttgarter Erklärung“ lesen.

21 Fragen an die Waldorfschule

Haben Sie noch Fragen? Zum Beispiel diese: Welche Kinder werden an einer Waldorfschule aufgenommen? Worin unterscheiden sich Waldorfschulen überhaupt von anderen Schulen? Ohne Noten und ohne Sitzenbleiben: sind die Kinder dann überhaupt zum Lernen motiviert? Ist Waldorfpädagogik nicht so etwas wie das Vorgaukeln einer heilen Welt? Kommen die Schüler*innen später mit der „harten Realität“ zurecht?

Einige der FAQs an die Waldorfpädagogik hat der Bund hier zusammengefasst und beantwortet.

Antworten auf viele weitere Fragen zur Waldorfpädagogik finden Sie beim Bund der freien Waldorfschulen

Infoabend Waldorfschule Wildau

Wenn Sie Schwerpunkte und Pädagogik an der Waldorfschule Wildau kennenlernen möchten, empfehlen wir den Besuch unserer regelmäßig stattfindenden Informationsveranstaltungen.